Sumatraregen

Ich liebe das Geräusch von Regen. Zu Hause, wenn er gegen die Fensterscheiben trommelt, kann ich wunderbar tagträumen oder einschlafen. Doch wenn er auf Palmblätter prasselt, sämtliche Geräusche rundherum übertönt, sich gleichzeitig aber eine so wunderschöne Ruhe bildet, dann stellt sich ein Gefühl der Wonne ein und ich schliesse meine Augen und höre einfach nur zu. So ist das, wenn der Sumatraregen fällt. Lange habe ich gewartet, viele verschiedene Variationen von Regen erlebt aber als der richtige, heftige, sintflutartige Sumatraregen dann kam, stand die Welt für einen Augenblick still. Die Wassermassen, die so plötzlich herunterstürzten waren beeindruckend und die Hitze der von der Sonne erwärmten Erde stieg noch Minuten nachdem der Regen eingesetzt hatte empor und brachte meine Wangen zum Glühen.

 

Ich schlief den Schlaf der Erschöpften doch ich wurde geweckt von einem zwar monotonen, doch heftigen Trommeln auf dem Dach. Fasziniert vom Lärm des Regens ging ich nach draussen und beobachtete, wie der Wind mit den Palmen spielte, wie er die Fichten zum Tanzen brachte, wie das Gras vor ihm erzitterte. Die ungewohnte Frische liess mich schnell wieder nach drinnen gehen, wo ein aufgewärmtes Bett auf mich wartete. Doch den ersehnten Schlaf würde ich so schnell nicht wieder finden; erneut hatte ich Flut im Schlafzimmer. Déjà-vu? Nein, dies war eine neue Version von Land Unter. Das Abflussrohr war geplatzt und Regenwasser tropfte, nein, strömte über den Holzboden. Um einen knappen Meter hat der Regen meinen Rucksack verfehlt, doch die Wassermassen bahnten sich bereits ihren Weg zu meinen Habseligkeiten. Ich schob also meine Siebensachen von einer Ecke in die andere und damit wäre die Angelegenheit eigentlich erledigt gewesen. Doch unterschätze niemals den Sumatraregen. Keine zehn Minuten später wurde der Regen noch stärker, peitschte über die Veranda, hämmerte auf das Dach und schlussendlich konnte ich ganz im Sinne von Öko-Tourismus einen Wasserfall im Zimmer mein Eigentum nennen, natürlich genau an jener Stelle, an der die Felstreppe ins Bad herunterführte. Ich war überrascht, dass ich überhaupt überrascht war, denn eigentlich sollte mich nichts mehr überraschen. Also habe ich mit den Schultern gezuckt, laut herausgelacht und war froh, dass ich noch vor dem Regen auf dem Klo war.

 

Nach zwei oder drei Tagen Regen ist die Insel noch grüner und fruchtbarer und es bereitet mir so viel Freude, herumzuspazieren, den Duft der Blumen und der noch feuchten Palmblätter und Erde einzuatmen und die Schmetterlinge zu beobachten, die so zahlreich und farbenfroh in der Luft umherflattern als wären sie aus einem Winterschlaf erwacht.

 

Einmal mehr: Es ist paradiesisch hier!

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