Beachlife

Gestern noch in Myanmar, morgen auf Koh Lanta. Dazu braucht es: Eine spontane Eingebung, eine sympathische Reisebegleitung, eine 11-stündige Busfahrt vom Inle See nach Yangon, eine lange Diskussion mit dem Bodenpersonal von Air Asia um den Flug umzubuchen, eine Zwischenlandung in Bangkok um dort den nächsten Flug nach Krabi zu erwischen, eine mehrstündige Minivan-/ Fährenfahrt zusammengepfercht mit weiteren 12 Leuten und schlussendlich eine Taxifahrt um DAS Hotel zu finden – ein verstecktes Juwel mit Bungalows über den Klippen. Die erste Nacht haben wir zwar im vorsintflutlichen "Bamboo-House" verbracht doch die Unterkunft am nächsten Tag hat uns für die Vorherige absolut entschädigt.

 

Der folgende Tag war wohl der erste dieser Reise an dem ich einfach mal NICHTS gemacht habe. Kein Herumspazieren, kein Wandern, keinen Bus, Flug, Boot organisieren, kein Hotel finden – stundenlang am Strand liegen, lesen, im Wasser abkühlen und Musik hören. Die Seele baumeln lassen, an nichts denken und mich von den Reisestrapazen erholen. Wobei ich sie ungern als Strapazen bezeichne, schliesslich habe ich meine Myanmarreise unendlich genossen und die positive, spirituelle Energie mit auf meinen weiteren Weg genommen. Thailand stand nie auf meiner Liste der Länder, die ich auf diesem Trip besuchen wollte und doch habe ich keine Sekunde bereut, hierher gekommen zu sein. Die Insel ist wunderschön, vor allem im Süden von Koh Lanta trifft man verhältnismässig wenig Touristen an, was mir sehr gelegen kam. Da ich auch in Myanmar oftmals Tage verbracht habe, ohne andere westliche Menschen anzutreffen, habe ich mich daran gewöhnt und war sogar froh, niemandem zu begegnen. Einsiedlerleben, wie wunderbar!

 

Die Zeit in Thailand blieb für mich irgendwie stehen und doch vergingen die Tage wie im Nu. Und das Schönste war und ist: Auf der ganzen Reise stehe ich jeden Morgen mit einem Lächeln auf, begrüsse den Tag und lasse geschehen, was geschehen soll. Ganz nach dem Motto „go with the flow“ fühlt es sich richtig an, egal wo ich bin, genau da sollte ich auch sein.Wenn ich dann abends jeweils auf der Veranda sass, eine letzte Zigarette geraucht, ein letztes Singha getrunken habe, im Hintergrund das Meer rauschte und die Zikaden mit Unterstreichung der Palmblätter im Wind ihr allabendliches Konzert gaben, fühlte ich mich selig. Dass mein eigentliches Paradies noch auf mich warten würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dass eine Steigerung dessen überhaupt möglich war, hielt ich für unwahrscheinlich. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Stundenlang sass ich über den Klippen und verlor mich in der Stimmung der untergehenden Sonne. Das Licht verfärbte sich von goldgelb über orange zu kitschigem pink undschlussendlich blutrot und leuchtete noch lange über der sich vom Wind kräuselnden Wasseroberfläche. Während die Lichter der Schiffe weit draussen auf dem Ozean angeknipst wurden wie Nachttischlampen, säuselte Norah Jones in mein Ohr und steigerte mein Wohlbehagen mit ihrer Samtstimme. Bald schon würde das Meer eine pechschwarze Masse sein und einzig das Rauschen der an die Felsen peitschenden Wellen verrieten, dass sich unter mir der Ozean befand. Ich sass also da und der Anblick der Natur, des Farbenspiels, des Wassers zogen mich einmal mehr in ihren Bann. Genau an dieser Stelle musste ich sitzen, genau so fühlte es sich richtig an.

 

Den letzten Tag verbrachten Annika und ich mit einer kleinen Entdeckungsreise auf die andere Seite der Insel. Irgendwo in einem abgelegenen Restaurant haben wir den besten Kaffee auf Koh Lanta geschlürft, dazu einen hausgemachten Brownie verzehrt und in der Ferne zwei Delfine bei ihrem Wasserballett beobachtet. Die Fahrt durch den Dschungel und an der Strandpromenade entlang war einmal mehr der perfekte Abschluss. Thailand-Strand-Dolcefarniente. Alles in Allem war es eine absolut coole und entspannte Zeit und vor allem war Annika auch so ultra entspannt. Annika, die mit mir politische, philosophische und liebeslästernde Diskussionen geführt, mir getrunken, geraucht, geflucht und gelacht hat. Annika, die in ihrem Herzen immer noch der Wandervogel ist, der mit 21 nach Israel in ein Kibuz ging um dort die unkoscheren Pflanzen wegzurauchen, nicht wie geplant nach London ausgewandert, dafür ewig lang durch Südamerika gereist ist und was weiss ich was sonst noch. Annika, die herzensgute Frohnatur aus Dänemark. Falls du das liest „Annika“, you rock!

Nächster Halt: Kuala Lumpur

Kommentar schreiben

Kommentare: 0