Follow the monk

Ehrlich, ich weiss gar nicht genau wo ich anfangen soll. Den 12. Januar 2014 werde ich wohl nie vergessen. Ich werde ihn auf ewig in meinem Herzen bewahren, so eine Begegnung ist nicht jedem gegönnt und wenn, dann nur einmal im Leben. Morgens um 10 traf ich mich mit dem Mönch Ashin bei der bekannten Sule Pagode, er sass bereits eine Weile da und hat im inneren der Pagode Zeitung gelesen. Als er mich kommen sah, strahlte er über das ganze Gesicht und ich musste ebenfalls grinsen.

 

Wir spazierten los und besuchten den grossen Bogzoke Aung San Market, welcher sich über mehrere Stockwerke erstreckt und bei Schmuck- und Stoffkäufern sehr beliebt ist. Da ich erwähnt hatte, dass ich allenfalls einen traditionellen Longy kaufen wollte, klappterte der Mönch sämtliche Stände ab und fragte die Verkäuferinnen nach den Preisen. Da ich aber nicht in Stimmung war zu feilschen und auch nicht wusste, ob sich das in Gegenwart eines Mönchs überhaupt gehört, liess ich das ganze Unterfangen sein. Anschliessend wurde es verrückt, wir fuhren mit dem so ziemlich ältesten fahrtüchtigen Bus Yangons Richtung Norden zu einer Pagode aber statt um mein Leben zu bangen fühlte ich mich im Bus wie jemand Besonderes. In Myanmar machen ALLE Menschen Platz für die Mönche, also sind die Leute aufgestanden, damit Ashin sitzen konnte und womit ich nicht gerechnet habe, für MICH haben die Leute ebenfalls Platz gemacht. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl aber irgendwie auch schön. Was mir jedoch gar nicht recht war, war, dass er mir den Fahrpreis bezahlte. Ich dachte mir, er hat doch selber nicht viel Geld aber ich durfte nicht widerprechen. Deshalb beschloss ich, ihn dann gerne zum Mittagessen einzuladen. Wir sind von einer Pagode zur nächsten gefahren und obwohl sein Englisch nicht so gut war, habe ich (hoffentlich) mehr oder weniger verstanden, war er mir darüber erzählte. Ich bestaunte also den grössten liegenden Buddha von Yangon (oder vielleicht auch von ganz Myanmar?) und vor lauter Augenaufreissen wollte ich nicht einmal Fotos schiessen sondern einfach den Augenblick geniessen.

 

Anschliessend sind wir in einem kleinen Imbiss essen gegangen, mein zweites traditionelles birmanesisches Essen. Viele kleine Teller mit Hühnchen, Schwein, Rind, Bohnen, Gemüse, Reis und natürlich der allgegenwärtigen Fischsuppe Mohinga. Danach waren wir zwar pappsatt, haben aber einen weiteren Tempel angesteuert und da es in seinem inneren angenehm kühl war, haben wir uns vor eine Säule gesetzt und er hat mir ein wenig mehr über den Buddhismus erzählt. Ich sagte ihm, dass ich ab und zu meditieren würde und er meinte, wir sollten gleich hier und jetzt meditieren. Also habe ich gemeisam mit einem buddhistischen Mönch inmitten eines Tempels in Yangon meditiert. Ich bin mir sicher, die Leute um uns herum haben uns fotografiert.

 

Überhaupt haben die Einheimischen immer wieder Fotos von mir gemacht, mich angestarrt und ich habe gelächelt, bis sie zurückgelächelt haben. Sogar der Mönch musste grinsen, als er die mich fotografierenden Menschen sah. Nach 10 Minuten habe ich die Augen geöffnet aber kein Mönch war mehr neben mir. Dafür hat er sich vor eine andere Säule gelegt und ein Powernap gemacht. Herrlich! Danach sind wir in einem kleinen verwunschenen Park spazieren gegangen und er musste zugeben, dass er ebenfalls noch nie hier war und dass dies keine gute Gegend sei, um alleine herum zulaufen. Trotzdem verspürte ich keinerlei Angst. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, dieser kleine, dünne Mönch könne mich vor allem Bösen auf dieser Welt beschützen. Ich kann dieses Gefühl nicht genau beschreiben, jedoch war es ein enormes Sicherheitsgefühl.

 

Zum Schluss hat er mich in sein Kloster mitgenommen und mir sein Zimmer gezeigt, in dem er auf einer dünnen Matte auf dem Boden schläft. Die Regel besage, solang ältere Mönche im Zimmer sind, muss er als jüngerer immer auf dem Boden schlafen. Bald wurde es für mich Zeit zu gehen, doch Ashin liess es sich nicht nehmen, mich nochmals einzuladen, vor dem Kloster etwas mit ihm zu trinken. Wieder war mir dies nicht recht, wieder wurde mein Geld abgelehnt. Wir unterhielten uns noch eine Weile über Meditation und über seinen grossen Traum, eines Tages an einer Universität zu studieren. Ich hoffe sehr, dass sich dieser Traum für ihn erfüllen wird. Ich glaube, ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der so gut und grosszügig ist. Viele Menschen spenden den Mönchen in Tempeln ihr Geld und auch meinem Glücksmönch wurde an diesem Tag mehrmals eine Gabe entgegengestreckt. Einem alten Mann lief er aber hinterher um ihm die Hälfte seines Geldes zurück zu geben. Ich schätze, wir alle sollten etwas mehr so sein wie Ashin. Selbstlos und mit grossem Herzen!

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