Monywa bis Mandalay

Am letzten Abend in Bagan habe ich spontan (natürlich) beschlossen, einen Zwischenstopp im Kaff Monywa einzulegen, wärmstens empfohlen wurde mir der Ort vom Hotelmanager des THIRI MARLAR, wo ich gewohnt habe. Da soll es wundervolle Höhlen, Wandmalereien und den zweitgrössten stehenden Buddha der Welt geben. Merkwürdig, dass bisher niemand darüber gesprochen hat. Die Busfahrt nach Monywa ist wundervoll. Die Landschaft irrsinnig schön, über Fluesse, vorbei an Sandbänken, Erdnussplantagen, Palmen und kleinen Bauernhöfen. Ich war übrigens der einzige Tourist an Bord und zog sämtliche Blicke auf mich, auch als wir einen kurzen Halt gemacht und ich den bekannten süssen Tee mit Kondensmilch getrunken habe. An die Blicke habe ich mich mittlerweile gewöhnt, ich begegne den Menschen immer mit einem Lächeln, wobei mein Gegenüber dann auch grinsen muss. Schönes, verborgenes Myanmar.

 

Monywa war eine ausgesprochen gute Entscheidung. Das kleine Städtchen und die Umgebung bedeuten für mich das reine und pure Asien. Kein Tourist weit und breit. Ich bestaunte eine farbige Tempelanlage mit hunderten kleinen Buddhastatuen und anschliessend fuhr ich tatsächlich zum zweitgrössten stehenden Buddha der Welt. Was soll ich sagen: Menschenleer. Unglaublich, und das bei einer fantastischen Aussicht über das ganze Tal. Auch den Turm den wir bestiegen mit seinen über 2000 Buddha Statuen rundherum verstreut hatte ich ganz für mich alleine. Am nächsten Tag fuhr ich zu den Höhlen und abgesehen von einer Schulklasse war wieder keine Seele da. Natürlich habe ich gerne erneut gefühlte 50 Fotos mit mir schiessen lassen, ich habe zwar jeweils einen Wangenkrampf vom Lächeln aber wenn ich das Strahlen der Kinderaugen sehe, ist mir das auch wurscht. Das schönste war aber die Fahrt dahin. So wunderschön und es fühlte und fühlt sich so an, als ob ich der einzige westliche Mensch in ganz Myanmar bin. Alles ist so unberührt. Ziegenherden, Ochsenkarren, Sonnenblumenfelder, noch mehr Erdnussplantagen, streunende Hunde und ich mittendrin. Myanmar pur. So schnell vergeht die Zeit.

 

Mittlerweile habe ich einige Tage in Mandalay verbracht und um gleich mit dem Klischee aufzuräumen: Mandalay ist weder romantisch noch besonders schön. Es ist eine laute, schmutzige Grossstadt und all jene, die sich aufgrund irgendwelcher Bücher ein fantastisches Bild davon gemacht haben muss ich leider enttäuschen. Aber, und hier kommt das grosse ABER, die Orte rund um Mandalay sind absolute Hingucker. Es gibt unglaublich viel zu sehen und so wurden aus meinen zwei gebuchten schlussendlich drei Nächte im zentralen AD1 Hotel, was nebenbei so hilfsbereit und nett ist, dass ich gerne wieder hierher zurück komme, sollte Mandalay noch einmal meinen Weg kreuzen. Am ersten Morgen bin ich zusammen mit zwei Studentinnen aus Frankreich, zur bekannten U Bein Brücke gefahren, um mir den Sonnenaufgang anzusehen. Mit 1.2 Kilometer ist sie die längste Teakholzbrücke der Welt. Die Stimmung am Wasser war trotz Wolken fantastisch und auch wenn ich Gefahr laufe, mich hier dauernd zu wiederholen: Es war wunderschön. Nach dem Frühstück habe ich mir ein Motortaxi mit Fahrer gemietet für umgerechnet $15 am Tag, not too bad. Er hat mir alles rund um die Stadt gezeigt. Die Landschaft abseits des Trubels, der Hektik und des Gestanks ist toll und manchmal habe ich zwischendurch die Augen geschlossen und einfach nur das Gefühl genossen. Am nächsten Tag unternahm ich noch einen Kurztrip nach Mingun. Das schönste daran ist die Fahrt mit dem Boot. Eine Stunde lang liess ich die Seele baumeln und danach konnte ich es nicht erwarten, tagelang auf dem Mekong umher zu schippern, das muss Ruhe pur sein.

 

Immer wieder begegnet mir mein Fahrer Nyi Nyi. Er ist ein so guter Mensch und obwohl ich ihn anfangs kein bisschen verstanden habe, habe ich jetzt das Gefühl, ausgesprochen gut mit ihm kommunizieren zu können. Vielleicht liegt es daran, dass wir beide Dienstagskinder (an einem Dienstag geboren) sind. Auf alle Fälle hat er mir erzählt, dass die Mönche jeden Morgen um 4 Uhr den Buddha in der Mahamuni Pagode waschen (Frauen dürfen diese Statue übrigens nicht berühren aber niemand konnte mir genau erklären warum) und dieses Wasser wird anschliessend verkauft. Es ist also heiliges Wasser und auch Nyi Nyi hat eine Buddel davon. Mit diesem hat er sein Bike besprenkelt und so hatten wir stets eine sichere Fahrt. Mittlerweile bin ich in Asien angekommen und schon völlig im Flow. Ich habe nette, lustige, spannende und coole Leute kennen gelernt und es ist schön, ab und an mit jemandem was zu unternehmen oder sich einfach zu unterhalten und zu lachen aber um ganz ehrlich zu sein geniesse ich es sehr, den Tag hindurch etwas für mich alleine zu unternehmen und das mit einem Grinsen im Gesicht. Ehrlich, ich kann einfach nicht aufhören zu lachen. Es ist so schön hier und jeder Augenblick erscheint mir so kostbar. Ich lebe den Moment. Und genau mit dieser Einstellung erlebt man dieses Land am besten.

 

Eigentlich wollte ich lediglich zum Bahnhof, um mir ein Ticket für den Zug nach Thazi zu kaufen, natürlich fuhr ich wieder mit Nyi Nyi obwohl ich genau weiss, dass das Hotel viele andere Fahrer hat. Auf jeden Fall sind wir auf dem Rückweg an einer Menschenmenge vorbei gefahren und ich fragte ihn, was hier los sei. So hielt er an und erklärte mir, dies sei eine hinduistische Hochzeit. Ich hätte mir nicht im Traum ausgemalt, nur 5 Minuten später Teil dieses Fests zu sein, als ein älterer Herr auf mich zukam und mich einlud, der Zeremonie beizuwohnen und gemeinsam mit den Gästen zu speisen. Auch Nyi Nyi wurde herzlich eingeladen, er verliess die Gesellschaft aber nach 15 Minuten da er weitere Aufträge hatte. Ich wurde begrüsst, willkommen geheissen, ausgefragt, angelächelt und bevor ich mir versah, sass ich dem jungen Brautpaar gegenüber und die Braut strahlte mich an. Was für ein tolles Erlebnis. Farbenfroh, laut, duftend, FANTASTISCH! Und ich war ein Teil davon.

 

Wie hat die Reisende so schön gesagt, als ich nach dem passenden Wort gesucht habe? “The word is free”. Recht hat sie. Ich fühle mich frei, einfach nur frei!

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