Paradise Island

ANKUNFT

 

Stell dir vor, du kommst nach einer Woche gestrandet in Kuala Lumpur am Flughafen im Norden Sumatras an und wirst bei der Passkontrolle unmittelbar von einem Beamten aus der "Foreigner"-Reihe gewunken. Du denkst, da läuft was falsch, doch du wirst nicht wie vermutet im Separée kontrolliert, sondern gleich zu Vorderst in die Schlange der Einheimischen geschleust, damit du wie ein VIP durch die "Imigrasi" stolzieren kannst. Toller Empfang oder? Soweit so gut.

 

Dann kommst du im überschaubaren Kaff an und weil dein anvisiertes Homestay ausgebucht ist an diesem Abend checkst du im Benachbarten ein. Mieser Fehler! Du verbringst also die erste Nacht in einem kleinen, heruntergekommenen, düsteren Hüttchen mit einem Loch im Dunkeln statt einem Klo, einem Plastikeimer statt einer Dusche und einem Holzbrett statt einem Bettgestell. Macht ja nichts, du bist schliesslich nicht heikel. Ergänze mit einer Ameisenstrasse, einer Matratze dünn wie ein Blatt Papier, einer unheimlichen Nachbarschaft und du befürchtest, es könnte überall so sein. Aber dann checkst du am nächsten Tag bei Eddie ein und alles ist gut.

 

So kam ich auf Sumatra an und fühlte mich zu Hause. Bereits nach einer Woche haben mein Surfbuddy Kim und ich festgestellt, dass wir einfach nur zufrieden und glücklich sind. Unser Homestay war und ist der Hammer, die Brüder Eddie und Dani machen diesen Ort zu einer Wohlfühloase, die man unter keinen Umständen verlassen will. Wenn sie auch manchmal etwas (sehr) planlos, chaotisch und verwirrt sind, machen sie alles mit ihrer Herzlichkeit und ihrer liebenswürdigen Art wett. Man will die beiden einfach nur umarmen. Und die Betten, ah, die Betten; Wie lange habe ich auf eine solch bequeme Matratze gewartet. Trotz beinahe täglichem Stromausfall, Muezzinbeschallung und morgentlichem Kikerikie vom unheimlichsten Hahn aller Zeiten, es ist und bleibt der Platz, an den ich gerne zurückkehren werde.

 

DAILY LIFE – DOLCEFARNIENTE

 

Wenn wir nicht surfen waren, haben wir faul in den Hängematten gelegen und dem Wind gelauscht, der durch die Palmblätter strich oder gelesen, gedöst, gegessen, geraucht, getrunken. Manchmal haben wir uns auch aufgerafft, zu Fuss zum nächsten Warung zu laufen und unser Mittag- oder Abendessen “bungkus”, also take away zu holen. So gross war der Hunger dann doch. Ab und zu. Auch im Regen. Mit dem Mountainbike. Ohne Bremsen. Ansonsten habe ich die zwei Wochen mit Kim, dem Kimster, einfach nur in vollen Zügen genossen. Motorbiketrip gen Süden, die legendäre Entdeckung des “Bikinibeaches”, die vielen Mussestunden, so viel zu Lachen und all die Nicknamen für unsere Mitbewohner: Der Schnarcher, Mr. Slowmo, Halbglatze, die 3 von der Tankstelle, der Diescha von Sumatra, der König, Dr. Love aka Dr. Stefan Frank, der Orden des Kühlschranks, die als Wächter des heiligen Grals (Bier) ihren Stammplatz, die Plastikstühle niemals verliessen. Allesamt Surfdudes und keine weiteren Mädels weit und breit. Es fühlte sich anfangs merkwürdig an aber sobald wir unseren “Diva Corner” erobert hatten - Chillout Ecke mit einer bequemen Hängematte und einer fischnetzähnlichen Presswursthängematte - und auch erfolgreich verteidigten gegen notorisch baggernde Tiger und anderes Geziefer, hatten wir unser Revier markiert und dies wurde offenbar von sämtlichen Anwesenden akzeptiert. Grossen Respekt haben wir Lorenzo gezollt (der nicht umsonst die Krone von uns erhalten hat), der sich zu uns gesellte und uns sogleich unter Welpenschutz stellte.

 

Für alle, die keine Ahnung haben, wovon zum Geier ich hier eigentlich schreibe, wir hatten schlicht eine fantastische Zeit hier in auf der Insel bei Eddie und seiner ganzen Crew! Es fällt mir nicht ganz einfach, die letzten fünf(!) Wochen zu beschreiben, dennoch will ich versuchen, meinen Eindruck von Sumatra oder zumindest den Teil in Worte zu fassen, den ich bisher gesehen habe.

 

BEEINDRUCKENDE NATURKULISSE

 

Die Flora und Fauna ist einmalig, ich habe noch nie eine solch grüne Insel gesehen auf der alles zu gedeihen scheint und staune tagtäglich über das Wunder der Natur. So richtig bewusst, wurde mir das, als wir eines Nachmittags beschlossen, mit unseren Rollern südwärts zu fahren. Gerade Strecken am Strand entlang und mitten durch Palmenalleen, über zwei Pässe mit einer wahnsinns Aussicht auf einsame Buchten mit türkisfarbenem Wasser, vorbei an gemütlichen Warungs und unten im Tal frische Felder, wo die Reisbauern mit ihren grossen runden Hüten in der flirrenden Mittagshitze ihren Lebensunterhalt geerntet haben. Als wir in jenem Tal kurz anhielten um einige Fotos zu schiessen und ich die saftigen Felder und Wiesen bestaunte und die von Regenwald bewachsenen Berge durch den Dunst schimmern sah, da habe ich mein Paradies entdeckt. Sumatra, die wohl fruchtbarste Insel wo sämtliche Grüntöne auf dieser Welt vereint sind, vom dunkelgrünen Dschungel über die grellgrünen Reisfelder oder auch die pistazienfarbene Wiese, dazu als Kontrast die kühlen, weissgrauen Felsen die vom Strand her aufragen und mein momentanes Domizil, meinen Bungalow bei Joels beherrbergt. Ich geniesse jedes Mal die Fahrt von oder zu Joels, wenn mir der Fahrtwind ins Gesicht bläst, mir das Haar zerzaust und links und rechts von mir die Palmen rascheln. Es ist wie eine kleine Welt für sich hinten bei den Klippen und es tut gut, einfach mal wieder für mich alleine zu sein. Wenn ich auf meiner riesigen Veranda sitze, eine leichte Brise vom Meer zu mir herüberweht und die am Geländer aufgehängten Tücher zum Tanzen bringt, im Hintergrund der Ozean grollt, Joao Gilberto mir mit seinen sanften Bossanovaklängen die Stimmung versüsst und ich die Palmen und Fichten (!) betrachte, dann weiss ich, es ist das mit Abstand schönste tropische Fleckchen Erde und ich fühle mich herrlich! Aus diesem Grund bin ich eines sonnigen Tages auch aus heiterem Himmel in die grosse Stadt gefahren, wo ich erst eine Stunde lang das Postbüro, dann eine weitere Viertelstunde die Immigration gesucht und gefunden habe. Dort habe ich mein Visum verlängert et Voila, ich darf nochmals 30 Tage im tropischen Garten Eden bleiben – Spontaneität ahoi.

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