Smelly, the dog

 

Vor einigen Wochen begegneten wir auf einer Seitenstrasse einem ängstlichen, verstossenen, schmutzigen, schwarzweissen Hund. Er wedelte ganz heftig mit seinem Stummelschwanz (wer auch immer ihm diesen abgeschnitten hat, schlechtes Karma für dich!) und folgte uns den ganzen Weg runter zur Strasse zum Shop und zurück. Wenige Tage später fand uns dieser Hund erneut und schliesslich lief er uns bis zu unserem Haus nach. Das Universum führte uns wohl zusammen. Dieses kleine Häufchen Elend konnte unmöglich wieder alleine gelassen werden und so nahmen wir uns seiner an. Wir wuschen ihn mit Flohseife, fütterten ihn, überschütteten ihn mit Liebe und Streicheleinheiten und von da an wurde er unser Wachhund mit glänzendem Fell dank frischer Eier jeden Morgen. Trotzdem konnten wir uns nicht von seinem Namen trennen: Smelly. Oder Smellster. Oder Sir Smell-a-lot. Oder Smellybelly. Er hörte auf jeden seiner Namen und ist definitiv der Hund mit den meisten! Dazu gesellten sich zudem Boots (wegen seiner weissen Pfoten), Crusty, Rusty und Matey. Wobei Matey sich nie durchgesetzt hat. Natürlich nicht. Smelly wird es immer bleiben.

 

Smelly war der wohl glücklichste Hund der Welt, wenn man bedenkt, dass ihn vorher niemand wollte, er immer weggeschickt und mit Steinen und Tritten attackiert wurde und ihn danach fünf Leute umsorgten und verhätschelten.

 

Es brach uns das Herz, dass wir ihn bald zurück lassen mussten. Wer weiss, ob er sich alleine gegen das Hunderudel – angeführt von Rufus aka Cojones – durchsetzen konnte, das das Dorf beherrscht. Ich hätte ihn sofort mitgenommen aber ich habe ja keinen festen Wohnsitz. Dieser Hund war ein kleines Wunder und ich glaube selbst Smelly konnte nicht recht begreifen, wie viel Gutes ihm widerfahren war. Er entwickelte sich langsam zu dem Hund, der er wohl immer sein wollte. Er tollte im Garten herum, wurde ein bisschen frech aber auch sehr mutig und stolz. Er bellte jeden fremden Hund fort, der sich seinem neuen Revier näherte, war aber gleichzeitig total verschmust und genoss jede Streicheleinheit. Wir überlegten bereits, ob wir ihm ein Halsband kaufen sollten um zu zeigen, dass er kein einfacher Strassenköter (mehr) war sondern ein richtiges Zuhause hatte. Da aber in Matara keine erhältlich waren, begnügten wir uns mit einem Ball und einem Knochen für den kleinen Helden. Oh er liebte den Knochen. Und er liebte es, mit alten Socken zu spielen. Er genoss sogar da wöchentliche Flohbad. Als wir Filme schauten sass er auf der Veranda und streckte seinen Kopf ins Wohnzimmer um mitzuschauen. Dann setzte er diesen Blick auf, dem keiner widerstehen kann, wie der gestiefelte Kater in Shrek. Das brachte mein Herz jedes Mal zum Schmelzen und ich musste raus und mit diesem Hund schmusen. Wenn wir das Haus verliessen lief Smelly voraus um zu demonstrieren, "ja, das ist mein Clan!".

 

Doch dann eines Tages nachdem er mit mir zum Shop runter spazierte, verlor sich seine Spur zwischen der Hauptstrasse und einem der Restaurants. Ich dachte noch, dass dies vermutlich besser so sei, der Abschied aller kam immer näher. Er blieb vier Tage verschollen und wir redeten uns in starken Momenten ein, es gehe im gut, er sei bei seinen eigentlichen Besitzern und in schwachen er könne von einem Bus überfahren, von einer Schlage gebissen oder von der Hundegang überfallen worden sein. Es nützte alles nichts. Wir mussten uns damit abfinden, Smelly nicht mehr wieder zu sehen. Doch dann geschah etwas wundervolles, drei Tage vor meiner Abreise tauchte er unvermittelt auf. Lebendig. Erneut schmutzig und seinem Namen alle Ehre machend aber trotzdem lebendig. Die Freude war riesengross. Erst mal wurde gekuschelt und Gesichter (oder auch Glatzen) wurden abgeleckt. Danach setzten wir ihn einmal mehr in die Wanne, was er sichtlich gerne über sich ergehen liess. Ich freute mich so sehr, den kleinen Shmock wieder bei uns zu haben, dass die Enttäuschung die darauf folgte mich knallhart traf. Er rannte davon, wollte vermutlich irgendwo sein Geschäft verrichten denn er hatte keinen Grund, nicht mehr wieder zu kommen, doch er kehrte nicht mehr zurück. Danach waren wir alle davon überzeugt, dass seine Besitzer Wind davon gekriegt hatten, wie fürsorglich wir uns um Smelly (wie hiess er wohl wirklich?) gekümmert hatten und ihn von da an im Haus oder Hinterhof oder Garten einsperrten. Was für ein trauriger Tag. Aber ich werde die Erinnerung an Smelly den Smellster immer im Herzen tragen und wer weiss, eines Tages werden sich unsere Wege in Sri Lanka vielleicht wieder kreuzen.

 

Nachtrag: Wie soeben freudig vernommen tauchte Smelly einmal mehr im Haus auf, als wir auf dem Weg zum Flughafen waren. Immerhin weiss er, wo er immer einen Platz haben wird.

 

Smellybelly the legend.

 

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