West is best

So schön die Zeit auch war auf Sumatra, die Surfsaison war vorbei. Was also war meine nächste Destination? Australien sollte es werden. Nachdem ich alle zu Hause damit genervt hatte, dass ich mich ach so nicht entscheiden konnte wohin (so sorry) buchte ich schlussendlich einen Flug nach Perth. Das würden meine letzten 10 Tage werden, denn wie der Zufall es wollte, bekam ich just dann ein Jobangebot zurück in der Schweiz, als ich beschlossen hatte, bereits im Winter wieder abzuhauen. Also hiess es sampai jumpa Sumatera (bis bald Sumatra) und ab nach Kuala Lumpur. Die 12 Stunden Aufenthalt - verbracht mit essen, Kaffee trinken, schreiben, mich massieren lassen, herumlungern, noch mehr essen und noch mehr schreiben mit noch mehr Kaffee - hätten schlimmer sein können und so legte ich mich auf dem Flug nach Perth einmal quer über die freie 3er-Sitzreihe und schlief den Schlaf der Gerechten. Oder den Schlaf der Übermüdeten.

Morgens um 8:00 Ortszeit öffneten sich die Schiebetüren des Terminal 1 und ich hatte erstmal einen Klima-Kälte-Kulturschock par excellence. Gefühlte 20 Grad Temperaturunterschied und westliche Menschen - das war zuviel des Guten. Aber schlussendlich reihte ich mich ein in die Schlange der Koffeinsüchtigen und bestellte mir einen grossen Milchkaffee. Was man in Banda Aceh nur mit grossem Glück (und Know-how) findet. Schon bald wurde ich von meiner Freundin Elise abgeholt. Sie wohnt ca. eine Stunde ausserhalb in einem kitschigen, bilderbuchhaften aber sehr sympathischen Vorort von Perth namens Secret Harbour. Mehr darüber später. Jedenfalls kannten wir uns eigentlich nicht so gut. Praktisch gar nicht. Wir lernten uns vor zwei Jahren auf Bali kennen, als wir im selben Camp abgestiegen sind. Jedoch war ich am Abreisen und sie kam gerade an. Wir haben uns ungefähr 10 Minuten unterhalten und sind später via social media in Kontakt geblieben, hauptsächlich weil wir das selbe Hobby - surfen - teilen. Nie hätte ich gedacht, dass wir uns erstens in Australien treffen, ich bei ihr absteigen würde und wir uns vor allem so verdammt gut verstehen würden. Kennt Ihr den Moment, wenn ihr jemanden trefft und es macht sofort KLICK?! Genau so war es mit Elise. Und so war bereits die Fahrt vom Flughafen zu ihr nach Hause geprägt von coolem Sound (yeah, gleicher Musikgeschmack), Geschichten, Klatsch und Tratsch und viel Lachen. Es sollten wunderbare 10 Tage werden. In Secret Harbour angekommen, schmiss ich lediglich mein Gepäck hin und schon zwängten wir uns in unsere Wetsuits, schnappten die Bretter und stürzten uns in die Wellen. Praktischerweise wohnt sie ungefähr 5 Minuten vom Strand und von einem wirklich coolen Beachbreak und auch wenn die Wellen mini-mini waren, hatten wir trotzdem unseren Spass und ich war froh, wieder auf dem Brett zu stehen. Danach hiess es frühstücken und mir die Stadt zeigen. Schnell hatte ich mich an das kühlere Klima gewöhnt und obwohl der australische Winter im Anmarsch war, lachte die Sonne am blauen Herbsthimmel und wärmte mein Gesicht. Als wir abends wieder zu Hause waren, war ich ungefähr 36 Stunden wach und ich glaube als ich mich ins Bett legte, schlief ich ein, bevor mein Kopf das Kissen überhaupt berührte. Der erste Tag war bereits fantastisch. 9 weitere sollten folgen.

Am nächsten Tag hiess es bereits früh aufstehen weil Road Trip to Margaret River. Holy Guacamoly. Vor ein paar Wochen fand der Margaret River Pro Surf Contest statt und da sollten wir ins Wasser?! Nun gut. Anschauen konnte man sich das ja mal. Die Fahrt hinunter in den Süden war allemal wunderschön, die Aussicht, die Plattformen, die Strände, die Küste. Von den Klippen aus sahen wir Delfine in einer Bucht planschen und ich war verzückt, auch wenn sie sehr weit weg waren. Schliesslich hatte ich vorher erst einmal einen Delfin in freier Wildbahn gesehen und zwar ebenfalls in Australien zwei Jahre zuvor. Dass ich eben diese Tiere nur ein paar Stunden später direkt neben mir im Wasser entdecken würde hätte ich niemals gedacht.

Am Spot angekommen habe ich mir erst einmal fast in den Wetsuit gepinkelt. Teils rollten die Wellen ziemlich beängstigend rein aber ich bin natürlich trotzdem rausgepaddelt. Innerer Schweinehund und so. Als wir dann schliesslich draussen im Lineup sassen rief Elises Freund mir zu und zeigte auf etwas hinter mir. Sofort schnellte mein Herzschlag in die Höhe, Adrenalin pumpte durch meine Venen; HAI schoss mir augenblicklich durch den Kopf. Ich drehte mich blitzartig um und was ich dann sah, beschert mir noch heute eine Gänsehaut; fünf Delfine schwammen direkt neben mir. Direkt. Neben. Mir. Ich konnte nicht mehr aufhören zu grinsen, niemals werde ich diesen Moment vergessen. Dass ich danach die absolute Vollpfeiffe im Wasser war tut dem Ganzen keinen Abbruch, schliesslich war es ein so wundervoller Tag. Umgeben von tollen Menschen, herrlicher Landschaft, guter Musik und gutem Wein - auf dem Heimweg machten wir eine kleine wine-tasting-tour; fantastisch. Ich kann nur eines sagen: WEST IS BEST.

 

 

Anmerkung: Auf dem Rückweg zum Parkplatz kam ich an einer Gedenk-Plakette vorbei. Ein junger Surfer war einige Monate zuvor an diesem Strand durch einen Hai-Angriff getötet worden. Dass ich das Schild auf dem Hinweg übersehen hatte kam mir nur zugute.

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