Rotwein ist alles

Nach ziemlich genau einem Jahr kehrte ich nach Nordsumatra zurück. Zwei Tage Zwischenstopp in Kuala Lumpur mussten aber sein, Roti Canai und Dal sind schon fast eine Tradition für mich. Bereits im Flugzeug packte mich die Vorfreude, ein Lächeln umspielte meine Lippen und ich hatte Schmetterlinge im Bauch. Als ich dann endlich die Imigrasi passiert hatte und sich die Meute aus Taxifahrern auf mich stürzte war ich nicht genervt sondern lächelte und fragte auf Indonesisch nach dem Preis, was mit Lachen und Kopfnicken quittiert wurde. Die Fahrt ins Dorf war wie nach-Hause-kommen. Die Sumatraberge wirkten so vertraut, die Landschaft zog an mir vorbei und ich genoss den Augenblick des Ankommens.

 

Auf halbem Weg stellte ich mit Schrecken fest, dass ich etwas äusserst Wichtiges im Flugzeug vergessen hatte, nämlich die im Duty free gekaufte Flasche Rotwein sowie Schokolade. Was für ein Dämpfer. Denn Rotwein, meine Freunde, ist in Sumatra nirgends erhältlich, da nicht erlaubt. Ich sandte Stossgebete gen Himmel und hoffte, Karma, Universum & Co würden dafür sorgen, dass niemand den Wein entsorgte oder gar selber trank. Glücklicherweise konnte ich die Fluggesellschaft telefonisch erreichen und mir wurde versichert, dass die Plastiktüte mit mysteriösem Inhalt auf mich warten würde. Am nächsten Morgen machte ich mich also mit dem Scooter auf den Weg zum Flughafen. Wie eine von ihnen schlängelte ich mich ein in den zähfliessenden Verkehrsstrom. Go with the flow im wahrsten Sinne des Wortes. Oftmals nur wenige Zentimeter Platz zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern, meistens kurz vor einem Zusammenstoss funktioniert dieses System auf wundersame Weise. Und somit lief alles glatt und als ich schliesslich am Flughafen ankam fühlte ich mich wie ein Rennfahrer, verschwitzt und zitternd vom Adrenalin der Strasse. Als der Angestellte von Air Asia mir die wertvolle Ware aushändigte, kam ich mich mir dann ein bisschen wie James Bond vor der gerade seine Mission erfüllt hat. Nur hatte ich nicht gegen Bösewichte und Schurken gekämpft sondern eine Flasche Französischen Rotwein und eine Packung Schweizer Schokolade gerettet. Der erste Tag war also ein voller Erfolg.

 

 

 

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