Krui

Im überschaubaren Krui geht es gemächlich zu. Ein Fischerdorf das eigentlich nur von Surfern gekannt wird. Ich habe jedenfalls nur Surfer gesehen, keine anderen Reisenden. Es ist auch keine einfache Anreise, weder aus der Richtung, aus der wir kamen, noch aus südlicher Richtung, in welche ich mich auf dem Nachhauseweg begeben muss. Aber auch diese Surfer sind eher spärlich unterwegs, was mir sehr gelegen kommt. Die Ruhe, den Luxus, sich Zeit zu nehmen um auch die kleinen Dinge des Lebens zu geniessen. Stromausfälle zu nutzen, um bei Kerzenschein zu lesen, täglich frisches Gemüse auf dem Markt einkaufen, in der winzigen Küche selber kochen, immer improvisieren, den Abwasch mit einem Stück Fischernetz statt einem Schwamm oder einer Bürste erledigen, hockend, Indo-Style.

 

Ich unterhalte mich sehr gerne mit den Besitzern unserer Hütten, dem guten Rudie und seiner Frau. Tolle Menschen. Er hat mir das beste Nasi Goreng in Krui gezeigt und ich habe weiss Gott viele Nasi oder Mie Goreng also fried rice oder fried noodles in meiner Zeit hier gegessen. Er nahm mich eines Abends mit seinem Motorrad mit und wir hielten auf einem staubigen Parkplatz an. Nichts deutete auf ein Restaurant oder eine Strassenküche hin. Wir gingen hintereinander einen schmalen Weg zwischen zwei Häusern hindurch und standen dann vor einer Holztür. Davor lagen mehrere Paar Schuhe, Sandalen und Flip Flop. Er öffnete die Tür und ich fand mich in einem Wohnzimmer wieder. Einem Wohnzimmer. Da lief der Fernseher, da hingen Familienfotos, da sass ein Mädchen bei den Hausaufgaben. Und daneben einige Männer im Schneidersitz auf einem Teppich um einen Holztisch und assen Nasi Goreng mit Spiegelei obendrauf. Durch eine weitere offene Tür sah ich dann auch den "Koch". Er begrüsste mich mit einem breiten Grinsen und deutete auf eine Karte an der Wand. Da staunte ich echt nicht schlecht. Ich bestellte also ein Nasi Goreng mit Gemüse und Spiegelei und wir setzten uns zu den Leuten an den Tisch. Sofort wurde ich in ein Gespräch verwickelt und mir wurden Krabbenchips und Reisgebäck angeboten. Dazu eine Limonade und lachende Gesichter von allen Seiten.

 

Ich muss zugeben, Krui ist für mich nicht ganz so gemütlich wie der Norden aber vielleicht liegt es einfach daran, dass hier nicht viele Frauen herumreisen. Vielfach werde ich angestarrt, auf der Strasse wird mir nachgerufen und es ist teils ziemlich anstrengend aber sobald ich etwas Kontakt mit den Dorfbewohnern hatte und mich in ein oder zwei Gespräche verwickeln liess, wurde ich am nächsten Tag mit Namen begrüsst und ich glaube, die Menschen schliessen einen schon ein bisschen ins Herz wenn man ihnen mit Interesse und Respekt begegnet. Und einem Lächeln. Was ein Lächeln auf dein Gegenüber für eine Wirkung hat ist wirklich erstaunlich. Während man auf dem Fischmarkt wartet oder während man sein Internetguthaben am Kiosk kauft oder einfach draussen auf der Veranda sitzt und der Nachbar mit Freunden vorbeikommt und dir ein Eis mitbringt.

 

Landschaftlich gesehen ist auch die Umgebung von Krui ein Traum. Natürlich überall die wunderschönen Sumatraberge und Grün so weit das Auge reicht. Der letzte Roadtrip ist eine Erinnerung, die ich alleine mittels geschlossenen Augen abrufen kann. Noch Monate später sehe ich alles klar vor mir. Und ich rieche ihn. Den Regenwald.

 

Was für ein perfekter Tag. Wir fuhren mit unseren Rollern los in Richtung Ranau See. Blauer Himmel über uns, Dschungel zu unserer Linken, Dschungel zu unserer Rechten, der Gesang der Vögel, das Zirpen der Grillen und die Geräusche von anderem Getier in unseren Ohren und die reine, frische Luft des Regenwaldes in unseren Nasen. Nachdem wir über einen grösseren Hügel gefahren sind, kamen wir in einem kleinen Dorf auf dessen Spitze an. Wir fuhren weiter und endlich lag er vor uns: Der Ranau See. Umgeben von noch mehr Sumatrabergen, Reisfeldern und kleinen Indo-Hütten; Eine atemberaubende Aussicht. Zu Mittag assen wir in einem kleinen Warung mit freundlichen, lachenden Menschen und in ihrer Mitte drei "Bule" die noch mehr lachten als ihre Gastgeber. Auf dem Rückweg ging die Sonne unter und wir fuhren durch den dunklen Dschungel. Die Geräusche wurden lauter, der Duft intensiver. Es war einmalig. Ich wünschte ich könnte diese Geräusche mit nach Hause nehmen. Was für ein perfekter Tag.

 

Sumatra, du hast mein Herz!

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